Hallo ihr Lieben,
wie viele von euch sicherlich wissen werden, haben wir bis vor der Corona-Pandemie mit euch gemeinsam für die monatlich stattfindende Gays and Friends-Party in der Traum GmbH vorgeglüht und euch kostenlos dorthin bringen lassen.
Diese Kooperation ist beendet.
Bitte (!) nehmt euch die Zeit und lest die Gründe dafür, formuliert von unserem Chef Michael:
„Ich weiß, dass viele von euch gerne wieder Party machen und deswegen [zur Gays and Friends-Party] gehen wollen. Das verstehe ich gut; Gays and Friends ist ja bislang die einzige verbliebene queere Party in Kiel. Allerdings erschien [am Donnerstag, den 18. November] im Lokalteil der Kieler Nachrichten ein Artikel (siehe Foto), der uns zunächst fassungslos und dann ziemlich wütend gemacht hat. Die Geschäftsführerin der Traum GmbH, Johanna Günther (Tochter des Seniorchefs Karl-Hermann Günther) wünscht sich, die Trauma solle „ein Ort für alle“ sein und ist genervt von „extremen Menschen“, die immer noch die Aktivitäten des Veranstaltungszentrums im letzten Jahr zu den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie kritisieren. Johanna Günther würde dieses Kapitel jetzt gerne abschließen.
Zur Erinnerung: Auf Betreiben von Karl-Hermann Günther hatte die Trauma (gegen Bezahlung!) ihren Zaun als Wandzeitung für coronaleugnende Positionen und Verschwörungserzählungen zur Verfügung gestellt. Das Traum-Kino hat über Wochen mehrmals täglich den Film „Die Zerstörung des Corona-Hypes“ des abgebrochenen Psychologiestudenten Sebastian Götz aus Ulm gezeigt und diese Vorführungen stadtweit auf Plakaten beworben. Die Trauma hat eine Veranstaltung mit den von der gesamten Ärzteschaft scharf kritisierten Coronaleugner*innen Prof. Bhakdi und Prof. Reisch durchgeführt. In ihren Räumen haben sich regelmäßig Corona-Leugner*innen und Querdenker*innen getroffen. Karl-Hermann Günther hat solche Aktivitäten nicht nur in Kiel, sondern auch in seinen anderen Läden wie dem Docks oder der Großen Freiheit 36 in Hamburg durchgezogen, zum Teil gegen die Proteste der Beschäftigten.
In Deutschland stecken sich zur Zeit täglich über 50.000 Menschen mit CoVid-19 an; von diesen werden laut RKI rd. 400 in den nächsten Wochen an oder mit dem Virus sterben (400 Menschen jeden Tag, wohlgemerkt!). Die Inzidenz liegt aktuell bei 336, in einigen Regionen bei über 1000. Die Intensivstationen laufen voll, das Pflegepersonal ist vielerorts am Ende seiner Kraft. Grund dafür ist völlig eindeutig, dass sich nur 66 % der Bevölkerung haben impfen lassen. In Spanien oder Portugal, wo etwa 90 % der Bevölkerung vollständig geimpft ist, liegt die Inzidenz bei 32. Zu dieser niedrigen Impfbereitschaft hat auch die Traum GmbH mit ihren Aktivitäten beigetragen, weil sie Falschinformationen über die Impfstoffe verbreitet und viele Menschen verunsichert hat.
Niemand ist vor Fehlern gefeit. Hätte Traumachefin Johanna Günther in dem (journalistisch grottenschlechten) Artikel wenigstens eine Neubewertung ihres und ihres Vaters Verhalten im vergangenen Jahr vorgenommen, Einsicht gezeigt, dass sie sich falsch positioniert haben, hätte sie sich auch nur ein bisschen von den Aktivitäten distanziert, Bedauern über die fatalen Folgen geäußert, hätte man vielleicht sagen können: Schwamm drüber. Stattdessen findet sie das Engagement der Trauma „nach wie vor vollkommen in Ordnung“ und kann ihren Vater „gut verstehen“. Sie möchte das Kapitel aber gerne jetzt abschließen (weil es offensichtlich zu erheblichen finanziellen Einbußen geführt hat) und beklagt allen Ernstes, dass „extreme Menschen die Trauma wegen der Wandzeitung nach wie vor nicht besuchen“.
Ich extremer Mensch werde den Laden nach diesen Äußerungen Johanna Günthers endgültig nicht mehr betreten; da können die Parties noch so cool und die Pizzen noch so lecker sein. Wir im Birdcage-Team sind uns vollkommen einig, dass wir jede Kooperation mit der Traum GmbH einstellen und nicht mehr für die Gays and Friends-Party werben werden, geschweige denn, ein Shuttle stellen. Wir werden stattdessen Planungen anderer Veranstalter für queere Parties nach Kräften unterstützen.
Wir wollen nicht zum Boykott der Trauma aufrufen, aber wir wollen euch unsere Meinung als Denkanstoß mitteilen, ob ihr wirklich diesen Laden und Familie Günther durch eure Teilnahme an Gays and Friends finanziell unterstützen wollt.
Liebe Grüße, Michael.